Wer ein berufsbegleitendes Fernstudium erwägt, oder sich bereits dafür entschieden hat, stellt sich früher oder später die Frage, ob, wann und wie man sein Vorhaben mit dem Arbeitgeber kommuniziert. In einer Branche mit Fachkräftemangel, wie dem IT-Bereich, trifft man häufig auf Verständnis und Unterstützung, weil Arbeitskräfte mit hoher Eigeninitiative und Fortbildungswillen außerordentlich wertvoll sind und gerne gefördert werden. Dennoch lohnt es sich, das Gespräch gut vorzubereiten und sich eine Argumentationsstrategie zu überlegen. Hier aus unserer Erfahrung einige Tipps, wie man den Arbeitgeber am besten vom berufsbegleitenden Fernstudium überzeugen kann.
Bin ich dazu verpflichtet, meinen Arbeitgeber einzuweihen?
Viele angehende nebenberuflich Studierende stellen sich die Frage, ob sie ihrem Arbeitgeber überhaupt von ihren Plänen erzählen sollten. Manch einer würde das Studium lieber „für sich“ absolvieren und erst nach erfolgtem Abschluss kommunizieren. Zunächst einmal: Es besteht keine rechtliche Verpflichtung, den Arbeitgeber über das Fernstudium zu informieren. Das Fernstudium wird in der Freizeit absolviert, ist also „Privatsache“ und keine Nebentätigkeit, die man offenlegen muss.
Dennoch lohnt es sich oft, dem Arbeitgeber vom nebenberuflichen Studium zu erzählen – erst recht, wenn es sich um einen nahen Fachbereich handelt. Hier trifft man meist auf Verständnis und sogar aktive Unterstützung organisatorischer oder finanzieller Art, was man durch die Darlegung der richtigen Argumente sowie der konkreten Vorteile für den Arbeitgeber stützen kann. Überdies ist es meist besser von vornherein mit offenen Karten zu spielen, damit der Arbeitgeber im direkten Gespräch und nicht über Umwege „hintenrum“ vom Fernstudium erfährt.
In großen Firmen und Konzernen besteht außerdem häufig die eindeutige Erwartungshaltung, dass Mitarbeiter sich fortbilden. Hier sind alle organisatorischen Fragen im Normalfall bereits schriftlich geregelt, zum Beispiel in Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Fortbildungsverträgen.
Das Gespräch: Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Wie in jedem wichtigen Gespräch gilt: Gute Vorbereitung und das Zurechtlegen einer Argumentationsstrategie sind essenziell, um sein Ziel zu erreichen. Es ist empfehlenswert, den Zeitpunkt dieses Gesprächs vor den Studienbeginn zu legen, um den Arbeitgeber nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Ob man sich erst nach der gefällten Entscheidung mit dem Arbeitgeber zusammensetzt, oder ihn bereits in die eigenen Überlegungen mit einbezieht, ist dabei jedem selbst überlassen.
Für jemanden, der sich fachnah weiterbilden und dadurch Aufstiegschancen im eigenen Unternehmen erarbeiten will, lohnt es sich häufig, den Arbeitgeber bereits in die Überlegungen mit einzubeziehen. Viele machen die Erfahrung, dass durch diese direkte Kommunikation und enge Zusammenarbeit eine starke „Win-Win-Situation“ geschaffen werden kann, weil Vorstellungen und Möglichkeiten beider Seiten abgewogen und ein zielgerichteter, gemeinsamer Weg gefunden werden kann. Andere wiederum möchten ihren Arbeitgeber lieber von konkreten Plänen überzeugen. Hier gilt es, die individuelle Situation im Unternehmen und das Gegenüber realistisch einzuschätzen und entsprechend vorzugehen.
Die drei überzeugendsten Argumente für ein berufsbegleitendes Fernstudium aus Arbeitgeber-Sicht
Für ein Fernstudium neben dem Beruf sprechen viele Gründe, allen voran die zielgerichtete Weiterbildung ohne Umzug oder Jobwechsel und die Vereinbarkeit der Berufserfahrung mit neuem branchenrelevantem Wissen. Da ein berufsbegleitendes Fernstudium jedoch auch eine Doppelbelastung bedeutet, gilt es, den Arbeitgeber von den Vorteilen für die Firma zu überzeugen. Dies sind die wichtigsten drei:
1. Mehr aktuelles Fachwissen im Unternehmen
Wissen ist heutzutage sehr schnell wieder veraltet, insbesondere im IT-Bereich. Durch die Weiterbildung des Mitarbeiters finden aktuelle Kenntnisse zeitnah den Weg ins Unternehmen und in den Arbeitsalltag. So bleibt das Unternehmen innovativ und wachstumsfähig. Außerdem kann das nebenberuflich erworbene Fachwissen bereits während des Studiums gewinnbringend in das Unternehmen eingebracht werden, weil neue Kompetenzen die Arbeitsergebnisse verbessern und beispielsweise die Abschlussarbeit mit konkretem Bezug zum Unternehmen erarbeitet werden kann.
2. Förderung von Nachwuchskräften aus den eigenen Reihen
Die meisten Unternehmen rekrutieren ihre Nachwuchskräfte lieber aus den eigenen Reihen, statt externe Kräfte zu akquirieren. Das liegt daran, dass das Auswahlverfahren entsprechend kürzer ist und die Einarbeitungszeiten wegfallen, weil sich der Mitarbeiter bereits im Unternehmen auskennt. Besondere Gewichtung erhält dieser Punkt im IT-Bereich durch den Fachkräftemangel. Arbeitskräfte sind ohnehin rar gesät, weshalb es umso wichtiger ist, engagierte und gut ausgebildete Fachkräfte zu fördern und ans Unternehmen zu binden. Einen engagierten Mitarbeiter zu fördern, damit er im Unternehmen weiter aufsteigen kann, liegt somit im Interesse beider Parteien.
3. Hohes Engagement des Arbeitnehmers
Ein nebenberufliches Studium zeugt von Disziplin, privatem Engagement und hoher Motivation des Mitarbeiters. Zugleich wird die Weiterbildung bei einer geringstmöglichen Abwesenheit des Mitarbeiters realisiert. Häufig führt ein nebenberufliches Studium daher gar nicht zu einem Leistungsabfall, sondern äußert sich sogar im Gegenteil durch das angewandte neu erworbene Wissen in einem Leistungsgewinn. Wird dieses Vorhaben vom Arbeitgeber unterstützt, wird außerdem die Bindung an das Unternehmen und die Loyalität des Arbeitnehmers erhöht.
Unterstützungsmöglichkeiten durch den Arbeitgeber
Signalisiert der Arbeitgeber für das Studienvorhaben seine Unterstützung, kann sich das in unterschiedlicher Weise äußern. Hier ist es sinnvoll, sich im Vorfeld auf die konkrete Form der Unterstützung zu einigen und die Rahmenbedingungen klar abzusprechen. Eine Unterstützung kann organisatorischer, zeitlicher oder finanzieller Art sein und sich in Form von konkreten beruflichen Perspektiven äußern.
Häufig gibt es zum Beispiel Sonderurlaub für die Klausurenphase oder die Vorbereitung auf wichtige Prüfungen, oder generell eine bevorzugte Behandlung bei der Urlaubsgenehmigung. Zeitliche Unterstützung kann sich in einer Reduzierung oder flexibleren Einteilung der Wochenarbeitszeit äußern. Als finanzielle Unterstützung ist eine prozentuale Kostenübernahme der Studiengebühren unter bestimmten Voraussetzungen (Prämien bei bestandenem Semester, finanzielle Beteiligung nach erfolgreichem Abschluss etc.) verbreitet. Als berufliche Perspektiven können neue Aufgaben während des Studiums oder eine Beförderung nach erfolgreichem Abschluss in Aussicht gestellt werden.
Im Gegenzug für die Unterstützung verlangen viele Unternehmen, dass man sich verpflichtet, nach Ende des Studiums für zwei oder drei Jahre im Unternehmen zu bleiben. Dadurch soll gewährleistet sein, dass die getätigte Investition sich auch tatsächlich für das Unternehmen bezahlt macht und der geförderte Mitarbeiter sich an das Unternehmen bindet. Solche Verpflichtungen werden im Rahmen eines sogenannten Bindungsvertrags geregelt.
Arbeitgeber vom Fernstudium überzeugen: Mit Eigeninitiative und guten Argumenten
Das wichtigste beim Gespräch über das berufsbegleitende Fernstudium ist, offen zu kommunizieren und die konkreten Vorteile für die Firma klar zu formulieren. Wer bereits in der Vergangenheit positiv als zuverlässiger und engagierter Mitarbeiter aufgefallen ist, wird leicht Verständnis und Unterstützung für sein Studienvorhaben erreichen. Denn erfolgreiche Unternehmen (und das ist unabhängig von der Größe) wünschen sich engagierte Mitarbeiter, die sich weiterbilden, weil es die Innovation und das Wachstum innerhalb des Unternehmens fördert und im Fachkräftemangel die Personalstruktur und die Mitarbeiterbindung stärkt.
Sollten Sie sich für einen berufsbegleitenden Masterstudiengang in der IT-Sicherheit interessieren und sich weiterführende Unterstützung wünschen: Unsere Studienberaterinnen des berufsbegleitenden Fernstudiengangs „Applied IT Security“ (M.Sc.) beraten Sie gerne.
geschrieben von
Annika Brockhaus, für die isits AG International School of IT Security