24. Oktober 2024

Was bedeutet das EU-KI-Gesetz für die Cyber Security?

Mit dem EU-KI-Gesetz stellt Europa erstmals umfassende Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf, um Innovationen sicher und ethisch zu gestalten. Besonders im Fokus stehen dabei die Transparenz von KI-Systemen und die Minimierung von Risiken für Unternehmen und Verbraucher. Dieser Blogpost beleuchtet, wie das EU-KI-Gesetz den Umgang mit KI in der Cybersicherheit verändern könnte und welche Herausforderungen auf Unternehmen zukommen.

Die rechtliche Regelung von KI

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) schreitet in rasantem Tempo voran und verändert zahlreiche Branchen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil prognostizierte bereits, dass es spätestens im Jahr 2035 keinen Arbeitsbereich mehr geben wird, der frei von Künstlicher Intelligenz funktioniert. Mit diesem Fortschritt geht jedoch die wachsende Sorge um Sicherheit und ethische Verantwortung einher. Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, hat die Europäische Union den “EU AI Act” ins Leben gerufen – ein umfassendes Regelwerk, das klare Richtlinien für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen festlegt.

Aktuell steht vor allem die Frage im Raum, wie sich große KI-Unternehmen wie OpenAI verhalten werden. Aufgrund der Komplexität der Vorschriften droht OpenAI, den Zugang zu ihrem KI-Modell ChatGPT in Europa einzuschränken oder ganz zu beenden. Grund dafür sind sowohl technische als auch rechtliche Komplikationen, deren Transparenzanforderungen vor allem bei Large Language Models (wie GPT’s) schwierig sein können. In diese KI-Modelle wurden und werden immense Datenmengen eingepflegt und teilweise sind sie eigenständig in der Lage, selbst das Internet nach Antworten zu durchforsten. Dadurch wird die Nachweisbarkeit der Trainingsdatensätze nur eingeschränkt möglich, besonders weil diese Modelle ständig weiter wachsen.

Wie realistisch diese Drohung wirklich ist und was der EU AI Act für die Zukunft der Cybersicherheit in Europa bedeutet, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist der “EU AI ACT”?

Die Europäische Union nimmt mit dem EU AI Act eine ungewöhnliche Pionierrolle ein. Als erste Region der Welt hat sie ein umfassendes Regelwerk geschaffen, das die Nutzung von Künstlicher Intelligenz reguliert. Mit dieser Positionierung unterscheidet sich Europa von anderen Regionen wie den USA und China, die KI-Technologien weniger regulieren möchten und stärker auf Marktkräfte und Innovation setzen. 

Der Kern des EU AI Acts ist die Einteilung von KI-Systemen in verschiedene Risikokategorien. Je nach Klassifizierung unterliegen sie unterschiedlichen Auflagen:

  • Unacceptable Risk (inakzeptables Risiko): KI-Systeme, die eine ernste Bedrohung für Sicherheit oder Grundrechte darstellen, werden verboten. Dazu zählen beispielsweise Social Scoring und bestimmte Formen der biometrischen Überwachung.
  • High Risk (hohes Risiko): KI-Anwendungen, die z. B. in der Strafverfolgung oder im Gesundheitswesen genutzt werden, erfordern umfangreiche Compliance-Auflagen und werden streng überwacht.
  • Limited Risk (begrenztes Risiko): Diese Systeme müssen transparente Informationen bereitstellen, aber die regulatorischen Anforderungen sind weniger streng, z. B. bei Chatbots oder automatisierten Entscheidungssystemen im Kundenservice. Unter diese Kategorie fallen auch generative Chat-Modelle wie ChatGPT.
  • Minimal Risk (minimales Risiko): KI-Anwendungen wie Spamfilter oder Videospiele fallen unter diese Kategorie und erfordern nur minimale regulatorische Eingriffe.

Diese risikobasierte Kategorisierung soll sicherstellen, dass KI-Systeme entsprechend ihrer potenziellen Gefahren reguliert werden, ohne die Technologie zu bremsen.

Die Drohung von OpenAI, den Zugang zu ChatGPT in Europa zu beenden, erscheint eher als Druckmittel, um die EU-Regulierungsbehörden zu flexibleren Verhandlungen zu bewegen. Tatsächlich wäre es für OpenAI geschäftlich nachteilig, den EU-Markt, der einen bedeutenden Teil des globalen KI-Marktes ausmacht, komplett zu verlassen. Unternehmen wie OpenAI tendieren dazu, in solchen Situationen nach Kompromissen oder Anpassungen zu suchen, anstatt vollständig auszusteigen.

Globale Einordnung: Europa im „AI Race“

Während die EU mit ihrem AI Act klare Regeln für KI aufstellt, treiben die USA und China das „AI Race“ ohne umfassende Regulierung voran. In den USA wird das Rennen um KI-Innovationen politisch instrumentalisiert, ähnlich dem „Space Race“ der 1960er Jahre. Jedoch konkurrieren hier keine Nationen, sondern Tech-Giganten wie Google und Baidu auf dem freien Markt.

Die EU verfolgt einen anderen Ansatz: Sie setzt auf sichere und verantwortungsvolle KI-Entwicklung. Während andere Industrienationen auf Freiheit und Innovation setzen, versucht Europa, Risiken zu minimieren. Ob die USA langfristig von ihrer unregulierten Herangehensweise profitieren oder Europa sich als als Vorreiter für vertrauenswürdige KI profiliert, bleibt abzuwarten.

Die Auswirkungen des EU AI Acts auf die Cybersecurity

Die Einführung des EU AI Acts wird signifikante Auswirkungen auf die Cybersicherheit haben. Der Fokus auf Sicherheitsstandards und Transparenzvorgaben trägt dazu bei, eine sicherere KI-Nutzung in Unternehmen zu fördern und potenzielle Angriffsflächen zu minimieren.

Einer der größten Vorteile für die Cybersicherheit ist die klare Definition und Einhaltung von Sicherheitsanforderungen, insbesondere bei KI-Systemen, die in sicherheitskritischen Bereichen eingesetzt werden. Diese Systeme, die in der High-Risk-Kategorie angesiedelt sind, müssen nachweislich robuste Schutzmechanismen aufweisen und Sicherheitslücken minimieren. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass KI-Systeme zum Ziel von Cyberangriffen werden.

Ein zentrales Element des EU AI Acts ist außerdem die Transparenzanforderung. KI-Unternehmen müssen dokumentieren, wie ihre Systeme funktionieren und welche Datensätze für deren Training verwendet werden. Dies erschwert es, unsichere oder missbräuchliche Anwendungen zu verstecken und erleichtert es, Schwachstellen rechtzeitig zu erkennen. Diese Transparenz soll zum einen sicherstellen, dass der Endnutzer informiert ist, welche Daten in eine generative KI eingepflegt wurden und zum anderen sollen Urheberrechtsfragen bei generiertem Content leichter beizulegen sein.

Herausforderungen für die Cybersicherheit

Gleichzeitig gibt es jedoch auch Bedenken: Eine stärkere Regulierung könnte die Innovationsgeschwindigkeit bremsen. Unternehmen müssen mehr Ressourcen aufwenden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Dies könnte die Effizienz mindern und dazu führen, dass europäische Unternehmen im Vergleich zu weniger regulierten Märkten, wie den USA oder China, langsamer auf KI-basierte Innovationen zugreifen können. 

Dennoch ist zu erwarten, dass KI-Systeme in Europa durch die Anforderungen des EU AI Acts sicherer werden. Die klar definierten Sicherheitsanforderungen zielen darauf ab, die Robustheit von KI-Anwendungen zu erhöhen und ihre Anfälligkeit für Cyberangriffe zu verringern. Insbesondere Systeme in sicherheitskritischen Bereichen müssen strengen Tests und Validierungen unterzogen werden, um sicherzustellen, dass sie gegen potenzielle Bedrohungen resistent sind.

Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Sicherheit der Systeme bei, sondern stärken auch das Vertrauen der Nutzer. Da Transparenz und Rückverfolgbarkeit zunehmend wichtig werden, wird es schwieriger, Sicherheitslücken zu ignorieren oder zu verbergen. Unternehmen sind daher gezwungen, sich strikt an die Sicherheitsprotokolle zu halten, was das Risiko von Cyberangriffen weiter verringert. Dennoch bleibt die Frage, ob diese Vorschriften ausreichen, um den ständig wachsenden und sich verändernden Bedrohungen der Cyberwelt entgegenzuwirken.

Kurzfristige Herausforderungen, langfristige Chancen

Kurzfristig könnte der EU AI Act das Innovationstempo in Europa verlangsamen und möglicherweise dazu führen, dass Europa im „AI Race“ gegenüber weniger regulierten Regionen ins Hintertreffen gerät. Dies könnte gemischte Auswirkungen auf die Cybersicherheit haben: Langsame Fortschritte im KI-Sektor könnten den Einsatz von KI zur Abwehr von Cyberangriffen bremsen, während gleichzeitig die durch KI verursachten Bedrohungen in anderen Regionen zunehmen könnten. In diesem Fall könnte der Verzicht auf schnelle Innovation einen Wettbewerbsnachteil darstellen.

Langfristig jedoch bietet der EU AI Act einige Chancen, insbesondere für die Cybersicherheit. Durch strenge Anforderungen an Transparenz, Sicherheit und Ethik wird sichergestellt, dass KI-Systeme stabiler und sicherer entwickelt werden. Höhere Standards und strikte Compliance-Richtlinien bedeuten weniger Sicherheitslücken, die Angreifer ausnutzen könnten, und stärken die Resilienz gegen Cyberangriffe. Dies schafft ein Umfeld, in dem Unternehmen und Endnutzer gleichermaßen auf KI vertrauen können, ohne erhebliche Risiken einzugehen.

Investieren in Sicherheit: Zukunftsfähige KI-Systeme

Während KI in die Sicherheitsinfrastruktur integriert wird, kann man davon ausgehen, dass mehr technische, regulatorische und finanzielle Hürden zu überwinden sind. Das könnte zusätzliche Kosten für Cybersecurity-Maßnahmen und Schulungen für den sicheren Umgang mit KI-Systemen bedeuten, um den Anforderungen gerecht zu werden. 

Letztlich könnte die EU durch den Fokus auf Sicherheit und ethische Standards nicht nur ein vertrauenswürdiges KI-Ökosystem schaffen, sondern auch einen soliden Rahmen für die Entwicklung sicherer Technologien bereitstellen, die im globalen Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil darstellen könnten.

Sie möchten Ihr Unternehmen auf die Zukunft der KI vorbereiten? Besuchen Sie unser Seminar “AI Security Basics” oder lassen Sie eine:n Ihrer Mitarbeitenden die Fortbildung absolvieren!

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen ist mittlerweile kein bloßes Zukunftsszenario mehr, sondern eine gelebte Realität. Mit der zunehmenden Integration von KI in geschäftliche Prozesse steigt auch die Notwendigkeit, diese Technologien sicher zu gestalten und vor Bedrohungen zu schützen.

Immer auf dem Laufenden:
News direkt in Ihr Postfach.

Broschüre Weiterbildung

Unser Angebot in einer Broschüre

Laden Sie sich jetzt kostenlos unsere umfassende Weiterbildungsbroschüre herunter:

Zur Bestätigung Ihrer E-Mail-Adresse senden wir Ihnen zunächst einen Bestätigungslink. Anschließend erhalten Sie umgehend die Broschüre. Mit der Bestätigung melden Sie sich zu unserem E-Mail-Verteiler an & erhalten unsere Weiterbildungs-News direkt in Ihr Postfach. Dieser Nutzung kann jederzeit widersprochen werden.